Ein Versuch, das Glück zu erklären
Vierblättriges Kleeblatt, Schweinchen, Schornsteinfeger – allesamt Glückssymbole, Glücksbringer alias Zeichen des zufälligen Glücks, „lucky you“. Doch was macht das Seelenglück alias Zufriedenheit im Sinne von „happiness“ aus? Denn das suche ich mit den Glücksorte-Büchern: Orte, die zufrieden machen, die Menschen bei sich oder in Gemeinschaft sein lassen, ein gutes Gefühl vermitteln. Was genau das auslöst, ist sehr individuell. Die Eine schöpft in der Ruhe der Natur neue Kraft. Der Andere braucht Austausch und Gemeinschaft, um Erfüllung zu spüren.
Trotzdem gebe ich die Suche nach einem allgemeinen Glücksindikator nicht auf. Um Glück zu messen und zu erklären, erscheint mir die Bedürfnispyramide von Maslow, einem amerikanischen Psychologen der 1940er-Jahre, am naheliegendsten. Sie sagt: Am wichtigsten für jeden Menschen ist es, überlebenswichtige körperliche Bedürfnisse wie Nahrung, Schlafen oder Behausung zu erfüllen. Darauf aufbauend streben Menschen nach Sicherheit im Leben und nach sozialem Austausch. Eine vierte Stufe erklärt individuelle Bedürfnisse wie Wertschätzung und Anerkennung als Antrieb. An der Spitze der Bedürfnisse steht die Selbstverwirklichung. Überlegt mal: Auf welcher Stufe befindet Ihr euch? Der Blick über unseren Tellerrand sagt, dass es zwischen Deutschland und Afghanistan sicher große Unterschiede darüber gibt, auf welcher Bedürfnisstufe die Menschen, die dort leben, sich befinden.
Vielleicht wird das ein bisschen am Weltglücksbericht (World Happiness Report) sichtbar, der jährlich vom Sustainable Development Solutions Network der Vereinten Nationen veröffentlicht wird. Finnland belegt seit Jahren den ersten Platz, welch glückliche Menschen! Weitere skandinavische Länder sowie die Niederlande, Israel, die Schweiz und Australien folgen auf den ersten zehn Plätzen. Fragt Ihr euch, wie glücklich wir Deutschen laut Report sind? Mittlerweile belegt unser Land nur Platz 24. Wir sind laut dieser Messung unglücklicher geworden in den letzten Jahren. Es wäre spannend zu sehen, wie
Warum sind Menschen in den nordeuropäischen Ländern glücklicher als wir? Forschungen erklären, dass Gesundheit, Gemeinschaft, Geld und Genetik bestimmen, wie glücklich man sich fühlt. Andere wissenschaftliche Ergebnisse nennen Gerechtigkeit und Freiheit als Gründe. Erklärbar ist: Wer gesund ist oder Gesundheitsleistungen in Anspruch nehmen kann sowie ein regelmäßiges Einkommen hat, fühlt sich sicher und wohl (Existenzbedürfnisse gesichert). Gemeinschaft ergibt sich in der Familie, in der Nachbarschaft und im Freundeskreis, aber auch zufällig in Rehasport-Kursen, der Bürgerinitiative oder beim Weinfest (Sozialbedürfnisse). Wer frei bei der Partner- und Berufswahl ist oder (demokratisch) Einfluss nehmen kann auf seine Situation oder Umgebung, ist selbstwirksam (Individualbedürfnisse).
Zuletzt bestimmen laut Forschung die Gene, wie glücklich man sich fühlt: Ist man mit wenig oder viel zufrieden? Freut man sich über das kleine Glück oder wartet man auf den Sechser im Lotto? Sieht man positiv oder negativ in die Zukunft? Laut Erhebungen haben die Nordlichter in Europa dabei einen Vorteil. Und wer das nicht hat, kann es lernen. Also hinaus zum Weinfest, zur Wanderung oder zur Weinbergschnecken-Beobachtung! Es wahrnehmen, ruhig sein oder babbeln, die große Kraft im Kleinen fühlen – und glücklich werden.