Nach dem Autofahren als Kind (erst Trabbi, dann Wartburg, dann Volkswagen) und den Flugreisen als jugendliche Weltenbummlerin ist seit einigen Jahren Zugfahren meine dritte Liebe! Nach dem Mauerfall war die Bahn kein beliebtes Transportmittel für mich, dauerte es doch acht Stunden vom Ausbildungsort im Rheinland bis in den Heimatort in Sachsen. Denn Ost-West-Verbindungen gab es bekanntlich nur ein, zwei, drei. Nachdem ich nun aber weltumspannend viele Flugkilometer hinter mir habe, schwenke ich auf Bahnfahren um. In Europa finde ich ein paradiesisch weites Netz dafür.
Natürlich, mögt Ihr einwenden, wird sie willkürlich bestreikt, fällt aus, kommt zu spät, fährt ohne Wagen mit dem reservierten Sitzplatz. Recht habt Ihr. Aber: Die deutsche, französische, schwedische, britische oder tschechische Bahn steht für Slow Travel. Wie Slow Food ist es die langsame Art des Lebens, des Reisens, des Hingebens zu dem, was das kommt. Die Bahn ist vielleicht kein Urlaub, aber Reisen. Das ist ein Unterschied. Wie bei einem Überraschungsei weiß man noch nicht, was man bekommt, was in der Reise drin ist. Man regt sich auf, ärgert sich in Deutschland, hält es stoisch, gelassen aus in Schweden, schweigt in Frankreich. Bald will ich mehr erzählen von der Faszination des Bahnreisens in Europa, die alles gibt, nur kein schnelles Ankommen.